Mottenkugeln: Der (verpönte) Klassiker gegen Kleidermotten

Weibliche Kleidermotten legen Eier vorzugsweise in Textilien aus Naturmaterialien wie Wolle, Baumwolle, Leinen oder Seide. Das eigentliche Problem an der Kleidermotte sind die hungrigen Larven. Bis zu zweihundert kleine Raupen können binnen kürzester Zeit immense Löcher in Kleider, Teppiche, Polstermöbel oder Bettwäsche fressen. Mottenkugeln sind ein effektiver Schutz für Kleiderschränke und Textillager – wenn auch nicht unumstritten.

Denn je nach Definition und Auffassung davon, was Mottenkugeln genau sind, können sie in die Kategorien gefährlich bis unwirksam fallen. Dieser Beitrag soll daher bei der Aufklärung zu unterschiedlichen Wirkstoffen und Arten von Mottenkugeln sowie deren Einsatz helfen. Außerdem werden einige Hersteller aktuell erhältlicher Mottenkugeln vorgestellt.

Inhaltverzeichnis

 

Kurze Geschichte der Mottenkugel

Schäden durch Kleidermotten sind bereits aus vorchristlichen Zeiten überliefert. Textilien zählten damals bereits zu den wertvollsten Gütern der Menschen. Arme Leute konnten sich kaum mehr als eine oder zwei Garnituren Kleidung oder Bettwäsche leisten. Wohlhabendere Leute besaßen prachtvolle Kleider aus edlen Stoffen. Fielen Kleidermotten über die wertvollen Textilien her, waren Ärger und Schaden groß!

Schon früh versuchten Menschen, ihre Kleidung und andere Stoffwaren durch möglichst dichte Holztruhen aus Zedernholz sowie abschreckende Kräutern und Duftstoffe zu schützen. Im 18. und 19. Jahrhundert machte sich die noch junge Wissenschaft der Chemie daran, neue effektivere Mittel zur Mottenabwehr zu finden.

Der Chemiker John Kidd experimentierte in den frühen 1800er Jahren mit einer Teerverbindung, aus der schließlich der Wirkstoff Napthalin isoliert werden konnte. Im 20. Jahrhundert kam mit Paradichlorbenzol ein weiterer chemischer Mottenschutz dazu.

Daraufhin kamen diese beiden Wirkstoffe auch in Mottenkugeln zum Einsatz. Später wurden auch einige weitere Wirkstoffe in Mottenkugeln verwendet, die nicht zwangsweise auf chemisch hergestellten Insektiziden basieren müssen.

 

Diese Wirkstoffe helfen gegen Kleidermotten

a) Chemisch hergestellte Wirkstoffe für Mottenkugeln

  1. Naphthalin war über Jahrzehnte hinweg das Mittel erster Wahl gegen Motten. Durch den unangenehmen Geruch und die leichte Entzündbarkeit wurde der Wirkstoff später ersetzt.
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  2. Das Holzschutzmittel Lindan war ebenfalls eine Zeitlang als Mottenmittel im Einsatz. Da Lindan stark umweltschädigend ist und bei Menschen Nervenschäden verursachen kann, ist es in Deutschland seit über 30 Jahren verboten.
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  3. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Zunächst imprägnierte man Wollprodukte wie Teppiche vorzugsweise mit DDT. Als die umweltschädigenden und reizenden Eigenschaften bekannt wurden, verschwand auch DDT aus der Mottenabwehr.
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  4. Die Chlorverbindung 1,4-Dichlorbenzol oder auch Paradichlorbenzol (PDCB) wird bis heute zur Schädlingsabwehr genutzt und manchmal auch als Chlor-Kampfer bezeichnet. Mit dem aus dem Kampfer-Baum gewonnenen Harz hat PDCB nichts zu tun. Der Wirkstoff wird allerdings kaum noch für Mottenkugeln verwendet.
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  5. Der Wirkstoff Permethrin wird aus Chrysanthemen gewonnen und zählt zur Wirkstoffgruppe der Pyrethroide. Permethrin löste DDT bei der Imprägnierung von Wollfasern gegen Mottenfraß ab.
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  6. Das Insektizid Transfluthrin zählt ebenfalls zu den Pyrethroiden. Nahezu alle auf chemischer Basis hergestellten Mottenpapiere sind heutzutage mit dieser Substanz ausgestattet.
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b) Natürliche Alternativen in Mottenkugeln

Aufgrund der Schwierigkeiten mit den Chemikalien haben die natürlichen Mottenmittel längst wieder Einzug in die Kleiderschränke der Menschen gehalten. Besonders bewährt sind seit Jahrzehnten die Gerüche von Zedernholz und Lavendel gegen Motten.

Ringe sowie Kugeln aus Zedernholz und Lavendel-Säckchen schützen Kleider über einige Wochen bis Monate hinweg, wenn auch vor allem vorbeugend. Sie kosten pro Stück nicht mehr als chemische Mittel, allerdings ist ihre Reichweite nicht ganz so hoch und du brauchst ein bisschen mehr davon. Der Vorteil ist ganz klar, dass du keine schädigenden Nebenwirkungen fürchten musst und der Duft beider Wirkstoffe für die meisten Menschen sehr angenehm ist.

 

Wirkung der Mottenkugeln

Napthalin und Paradichlorobenzol wirken über den für Motten unangenehmen Geruch. Dieser starke Geruch übertönt zudem den Eigengeruch der Textilfasern zuverlässig. Allerdings riechen beide Mittel auch für den Menschen nicht besonders gut.

Permethrin und Transfluthrin sind über die Luft wirkende Nervengifte. Nehmen Motten diese Ausdünstung wahr, suchen sie schnell das Weite.

Die natürlichen Stoffe Lavendel und Zeder wirken ähnlich unattraktiv auf Motten, ohne giftig zu sein.

 

Wie gefährlich sind Mottenkugeln?

Die weißen Mottenkugeln auf chemischer Basis gibt es heute kaum noch. Die Risiken der fragwürdigen Chemikalien im Kleiderschrank sind einfach zu groß. Auf dem europäischen Markt produzierte Mottenkugeln enthalten nur zulässige, verträgliche und heute meist natürliche Inhaltsstoffe.

Vorsicht ist bei Billigprodukten aus Fernost geboten. Diese werden auf diversen Internetplattformen angeboten und kommen wir die typischen alten, weißen Mottenkugeln daher. Die meisten Hersteller und Händler geben die Inhaltsstoffe nicht weiter an. Aufdrucke wie „nicht giftig“ liefern keinerlei Sicherheit bezüglich verwendeter Inhaltsstoffe.

Alle Arten von Mottenkugeln oder Mottenpapiere sollten nicht in die Nähe von Tieren, Kindern oder gar Babys gelangen. Die feinen Nasen von Hunden und Katzen melden unangenehme Gerüche in der Regel sehr schnell und die Vierbeiner bleiben den Mottenkugeln automatisch fern. Der früher übliche Anti-Motten-Wirkstoff Paradichlorobenzol wird bis heute erfolgreich zur Katzenabwehr eingesetzt.

Pyrethroide wie Permethrin und Transfluthrin sind Bestandteil ganz normaler Insekten-Sprays für Mensch und Tier. In kleinen Dosen auf die Haut aufgebracht oder nebenbei eingeatmet sind beide Stoffe undenklich. Für Katzen können Pyrethoide hochgiftig sein. Hat dein Stubentiger ein Mottenprodukt aus Versehen angefressen oder verschluckt, solltest du umgehend ein Tierarzt aufsuchen.

In Kleiderschränken von Kindern nutzt du am besten nur natürliche Produkte aus Lavendel und Zedernholz. Doch Vorsicht, wenn Kleintiere im Haus sind. Für Hamster, Kaninchen und Meerschweinchen kann Lavendel giftig sein.

Lesetipp:

 

Mottenkugeln und die richtige Anwendung

Die klassischen weißen Mottenkugeln von damals hatten durch den sehr starken Eigengeruch eine große Reichweite. Einige wenige Kugeln reichten aus, um die Schädlinge über Monate hinweg effektiv abzuwehren. Heutige Mittel sind etwas kürzer in der Reichweite und Anwendungsdauer, dafür verträglicher.

Mottenkugeln aller Art werden gemäß den Herstellerangaben direkt in den Schrank oder den Lagerraum der Textilien gegeben. Manche Produkte eignen sich zum offenen Aufstellen oder Aufhängen, andere werden direkt zwischen die Kleiderstapel geschoben oder mit in Aufbewahrungsboxen und Tüten gegeben.

Mottenpapier wird meistens frei im Schrank oder nahe der gelagerten Textilien aufgehängt. Auf diese Weise verbreitet sich der Geruch am besten. Sie halten bis zu sechs Wochen vor und müssen dann erneuert werden.

 

Mottenkugeln kaufen: Shops und Hersteller

Chemische Mottenkugeln sind heute fast nur noch als Importware aus Fernost über den Online-Handel zu haben.

Mottenpapier mit Transfluthrin wird von bekannten Herstellern wie Bayer, Aeroxon, Nexalotte, Insektex und weiteren angeboten. Papier zur Mottenabwehr bekommst du im gut sortierten Supermarkt, in jeder Drogerie oder über das Internet.

Mottenkugeln mit Lavendelduft werden von Vandal, Ribo oder Vinx Nature hergestellt. Zedernholz-Kugeln gibt es von großen Herstellern wie Nexalotte oder Raid und vielen kleineren Bio-Produzenten. Diese Produkte kannst du ebenfalls in Haushaltswarenabteilungen diverser Geschäfte oder über den Internet-Handel beziehen.

 

Fazit Mottenkugeln – das Wichtigste in Kürze

Die guten alten Mottenkugeln mit Naphthalin oder Paradichlorobenzol gibt es heute kaum noch – und das aus gutem Grund! Aufgrund der Umweltschädlichkeit wurden diese Wirkstoff-Klassiker von neueren Präparaten abgelöst.

Die gängigsten Mottenkugeln sind heute aus Naturmaterialien mit Lavendel oder Zedernholz-Duft. An chemischen Mitteln kommt fast nur noch Mottenpapier mit Transfluthrin zum Einsatz.